|   | Zur Person Udo Bergmann, 1943 in Detmold geboren und in 
		Blomberg aufgewachsen. Koch in den Maschsee-Gaststätten, im 
		Brauergildehaus am Aegi, Opernkonditorei und Stadthalle. Seefahrt, 
		Landesbezirksjugendsekretär des DGB, Mechaniker, auch bei Hanomag, dann 
		Fachberater Pädagogische Bildungsmaterialien. Er lebt heute in Garmissen/Schellerten 
		und ist mit zwei historisch- literarischen Projekten befasst. Davon 
		später mehr..... | 
	
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			Udo Bergmann beschreibt in seinem Buch das Leben seiner Eltern 
			und Großeltern, sowie seine eigene Kindheit und Jugend in Blomberg. 
			„Frühjahr 1943: In Blomberg hatte sich der Winter zurückgezogen. 
			Zeitig im März wärmte die Frühlingssonne den Boden. Die Blomberger 
			Bürger bestellten ihre Gärten hinter den Häusern und auch vor den 
			Toren der Stadt. Hier zogen sie ihr Gemüse, Obst, Karto. eln bis hin 
			zu Tabak. Ich aber hatte es eilig. Endlich ans Licht und die Sonne 
			atmen. Nach zweieinhalb Stunden auf der Entbindungsstation blinzelte 
			ich meine Mutter an. Zur Taufe bekam mein Vater Erich Fronturlaub. 
			Nach einer Woche ging mein Vater in Uniform und mit leichtem Gepäck 
			allein zum Bahnhof. Es sollte ihn keiner begleiten. Er durchschritt 
			das Niederntor, drehte sich noch einmal um und winkte mit dem Käppi. 
			Wir haben ihn nicht wiedergesehen und von ihm selbst nichts mehr 
			gehört. Blomberg. „Das Leben ist relativ 
			kurz. Da muss man deshalb viel machen.“ Nach dieser Devise hat Udo 
			Bergmann die Welt erobert. Blomberg aber hat er nicht vergessen und 
			der Stadt ein Buch gewidmet. Darin geht es auch um die Schützen. 
			Heute lebt der Autor in Garmissen, östlich von Hildesheim. Udo 
			Bergmann macht aber regelmäßig einen Abstecher in die Nelkenstadt, 
			um hier seine Tante Rita zu besuchen. Dann kommt in ihm die 
			Erinnerung hoch. In dem Buch „Lippsch Rosen Kind – Eine Kindheit im 
			Blomberg der Nachkriegszeit“ beschreibt Udo Bergmann das Leben 
			seiner Eltern und Großeltern sowie seine eigene Kindheit und Jugend. 
			Erst sollte es nur eine kurze Geschichte über den kleinen Jungen Udo 
			für meine Enkelkinder Philine, Aaron, Carlotta und Klara werden. 
			Dies hat sich dann aber verselbstständigt“, gibt der ehemalige 
			Blomberger im Gespräch mit der LZ zu Protokoll. Poesie und Komik, 
			Dialoge und Beschreibung – das Buch bietet von allem etwas. Sein 
			besonderer Reiz liegt in der Beschreibung der Heimat und den 
			Anekdoten, die Udo Bergmann hier mit den Menschen erlebte, die jedem 
			Ur-Blomberger bekannt sind.  Dabei ist das Kapitel „Königliche Sommertage“ dem 
			heißesten Wochenende im heißesten Sommer des vergangenen 
			Jahrhunderts, des Jahres 1959, gewidmet, wie der Autor selber 
			schreibt. Beim Lesen wird schnell klar, was Tradition bedeutet. So 
			gab es auch damals das knappe Kommando „Parademarsch“, und in 
			preußischem Stechschritt klatschten darauf hin die Schuhsohlen auf 
			das Pflaster – diagonal über den Marktplatz. An diesem Muster hat 
			sich in den Reihen des Alten Blomberger Schützenbataillons nichts 
			geändert. Und auch 1959 machte sich die Anspannung in 
			Hochrufen Luft, als der neue König feststand – Fritz Vesting 
			(Stuhlrott) aus der Ulmenallee. Wie ein Lauffeuer hatte sich die 
			Kunde verbreitet, und die Bürger wollten ihn sehen. In grau 
			kariertem Anzug, mit roter Fliege und geschlossenem weißen 
			Hemdkragen, frisch geduscht und wohlriechend, verließ der 16-jährige 
			Udo das Haus auf der Steinkuhle. Seine Freunde und einige Mädchen 
			aus dem Tanzkurs von 1958 im Saal des Deutschen Hauses warteten 
			schon auf ihn. Gemeinsam hatten sie den Wechselschritt, den 
			Sidestep erarbeitet, sich dem Fox, dem Wiener und langsamen Walzer 
			angenähert und sich Tango und Latinos zu eigen gemacht. Neugierig 
			bewegte sich Udo Bergmann am Königstisch vorbei, um zu sehen, wer 
			denn nun die neue Königin war – Wilma Zurmühlen. Zwei große Kapellen 
			spielten auf und trieben die Paare scharenweise aufs Parkett, 
			beobachtet von neugierigen Augen: „Also nein, das Kleid ist nun aber 
			zu gewagt, und schau dir nur die Brake an, die tanzt jetzt schon zum 
			dritten Mal hintereinander mit Meiers Rudi“. Klar, dass am Samstag die Massen auf den 
			Marktplatz strömten, um die Ankunft von Königspaar und Hofstaat in 
			ihren Kutschen zu erleben. Und an noch etwas erinnert sich der Autor 
			ganz genau: Als er für sich und seine Antje schönes, kühles Bier 
			bestellte, stellte die Kellnerin das Frischgezapfte auf den Tisch 
			und sagte: „Kühles Bier könnt ihr vergessen. Es ist hier so heiß, 
			dass das Stangeneis schon geschmolzen ist, bevor es die Bierfässer 
			gekühlt hat“. Das 1959er-Schützenfest ging in die Annalen ein als 
			das Fest, auf dem das Bier lauwarm auf die Tische kam. Udo Bergmann, „Lippsch Rosen Kind – Eine Kindheit 
			im Blomberg der Nachkriegszeit“, Lippe Verlag, ISBN 
			978-3-89918-038-1, 14,90 Euro. Quelle:
			
			https://www.lz.de/lippe/blomberg/20502846_Ehemaliger-Blomberger-veroeffentlicht-ein-Buch-ueber-seine-Kindheit-in-der-Nachkriegszeit.html
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		|  | Zwei 
		Kindergeschichten von Udo Bergmann.Von meinen "Enkels" habe ich die Erlaubnis, die zwei Geschichten allen 
		Kindern frei zugänglich zu machen. Zwei Geschichten für die Kleinen und 
		die Großen. Den Enkelkindern ersonnen. Sie schenken euch ihre 
		Geschichten. Ihr dürft sie lesen.. Sie sind als pdf 
		frei downloadbar
   1. Räuber Ratz Fatz und der SpiegelbergWeit, weit im Westen, hinter dunklen Wäldern, 
		dort wo am Abend die Sonne untergeht, erhebt sich steil ein Berg. Er 
		reckt seinen Gipfel bis hoch in die Wolken. Blitz und Donner umtosen 
		sein Haupt.
 Dieser Berg ist nicht aus Felsen und Gestein. Es bedecken 
		ihn auch nicht Wiesen und Wälder. Kein Reh, kein Wildschein, und auch 
		kein Fuchs hat je seine Abhänge betreten. Dieser Berg ist ganz aus 
		hartem, glattem Spiegelglas. Er schleudert Sonnenlicht, das auf ihn 
		fällt in alle Himmelsrichtungen. Die Blitzgewitter blenden Mensch und 
		Tier mit stechend scharfem Plasmaschein. 
		Erblinden muss, wer dreimal wird getroffen.
 Auf der Spitze 
		dieses Spiegelberges hockt ein Drachen. Nimbur ist sein Name. Vor 
		undenklichen Zeiten hat er dort sein Nest gebaut. Gewaltige Eichenbäume 
		riss der aus der Erde, trug sie hoch durch die Lüfte, öffnete seine 
		gewaltigen Klauen und ließ die Eichenstämme auf den Gipfel krachen. 
		Sodann setzte er sich auf den riesigen Holzberg, so wie ein Huhn sich 
		auf die Eier zum Brüten hockt. Rüttelte und schüttelte sich und wälzte 
		seinen tonnenschweren Hintern über die Eichen. Legte noch hier und da 
		mit seinem gezahnten Drachenschwanz einen Stamm zurecht und wars 
		zufrieden.
 Als er so um sich blickte, lag Stolz in seinem scharfen 
		Blick. „Dieses soll nun meine Wohnstatt sein, für alle Zeiten. Kein 
		Lebewesen kann nun künftig mich bedrohen. Kein König und kein Ritterheer 
		mit Schwert und Lanze wird jemals diesen Spiegelberg erklimmen. Ich aber 
		werde mir von diesem Orte aus, die Welt unterwerfen.“
 Sprach’s, 
		schwang sich in die Lüfte, peitschte mit seinem Drachenschwanz die 
		Wolken und ließ die Drachenflammen lodern.
 
		Hier ist der ganze Text zu lesen:   
		
		
		Räuber RatzFatz und Niebur der 
		Drache.pdf 
		
		Ich habe die Geschichte von Nimbur dem Drachen und dem guten, starken 
		Räuber RatzFatz für meinen Enkelsohn Aaron geschrieben. Er ist 
		einverstanden gewesen, dass diese Geschichte im Bürgerradio Tonkuhle 
		Hildesheim in der Reihe Gute Nacht Geschichten vorgetragen wurde. Er 
		schenkt seine Geschichte allen Kindern, die sie hören wollen.
		Willkommen ist es, den 
		Verfasser dieser Geschichte zu erwähnen. Udo Bergmann 
		
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		|  | 2. Ich, 
		Wana, das PinguinmädchenGanz 
		tief, tief unten an der Spitze von Südamerika liegt Feuerland. Im 
		Frühjahr fegen heftige Winde über das kurze Gras. Im Winter toben eisige 
		Stürme mit Schnee über das Land. Hohe Meereswellen klatschen an unsere 
		Küste. Vor langer, langer Zeit, als hier noch Mensche wohnten, spuckte 
		die Erde Feuer in den Himmel. Darum nannten die Menschen es Feuerland. 
		Dort lebe ich mit meinem Bruder Yokim, zusammen mit meiner Mama und 
		meinem Papa. Wir wohnen in einem Iglu aus Eis und Schnee. Mama und Papa 
		haben mich Wana getauft. In unserem Iglu brennt ein kleines Feuer und es 
		ist mollig warm. Draußen ist Winter. Ganz Feuerland liegt unter einer 
		weißen Schneedecke.
 Unser Iglu steht auf einem Felsen am Meer. Mein 
		Opa heißt Kaja und wohnt nahe bei uns in seinem eigenen Iglu. Ich kann 
		ihn von hieraus sehen. Wir sind eine Pinguinfamilie, und ich bin das 
		Pinguinmädchen Wana. Ich liebe den Winter. Ich freue mich den ganzen 
		Sommer darauf, dass der erste Schnee auf unser Land herabrieselt. Im 
		Winter ist unser Berg hoch mit Schnee und Eis bedeckt. Mein Bruder Yokim 
		und ich rutschen dann auf dem Bauch - hui den Schneehang hinunter. Am 
		Ende der Rutschbahn lassen wir uns ins Meerwasser plumpsen, dass es nur 
		so spritzt. Gern schwimmen wir noch eine Weile herum. Wenn wir Hunger 
		haben, tauchen wir nach einem kleinen Fisch oder Meeresschnecken. Gut, 
		dass wir Pinguine ein ganz dichtes Federkleid haben. Es schützt uns vor 
		dem bitter-frostigem Wind und eiskaltem Wasser. „Wana, Yokim. Kommt aus 
		dem Wasser raus!” ruft die Mama. „Gleich wird es dunkel und ihr müsst 
		schlafen. Vorher will ich euch die Federn putzen. Ihr wisst ja, nur wenn 
		das Federkleid sauber und gestriegelt ist, kommt kein Wasser und keine 
		Kälte durch, und ihr erkältet euch nicht." „Mama, Mama, bitte nur noch 
		einmal rutschen. Dann kommen wir auch sofort." Und noch einmal - hui - 
		den Schneeberg hinab.
 Jetzt liegen mein Bruder Yokim 
		und ich am kleinen Iglu-feuer. Mama putzt uns mit ihrem Schnabel das 
		Federkleid. Das kitzelt so schön. Ich muss immer kichern. Yokim kichert 
		auch. „Bald ist Weihnachten", sagt meine Mama, „morgen früh wollen wir 
		Opa besuchen. Hoffentlich schneit es schön." Am Morgen rieseln viele 
		Schneeflocken vom Himmel herab. Wir hoppeln und watscheln los. Wir 
		Pinguine können ja so elegant watscheln. Ich freue mich auf Opa. „Da", 
		ruft Papa, „da vor uns ist eine ganz glatte Eisfläche. Seid vorsichtig, 
		dass ihr nicht ausrutscht." „Aber Papa", ruft Yokim, „das ist doch nicht 
		gefährlich, Guck mal!" Yokim nimmt Anlauf und schlittert auf seinen 
		Watschel-füßen die Eisbahn hinunter. Yokim stolpert und fällt auf den 
		Bauch. Er weint nicht. Mein Bruder breitet seine kleinen kurzen Flügel 
		aus und saust weiter. Er ruft lauthals: „Juhu, ich fliege auf dem Eis." 
		Papa schüttelt seinen Kopf. Ich watschle auch Anlauf und juhu, juhi 
		schlittere ich meinem Bruder hinterher. Ich falle nicht auf den Bauch. 
		Ich bin ja die ältere Schwester. Ich breite meine kleinen kurzen Flügel 
		aus. Schon fliege ich fast wie ein richtiger Vogel durch die Lüfte. Aber 
		meine Flügel sind zu klein, ich kann nicht richtig weit fliegen. Schnell 
		sinke ich der dicken, weißen Schneedecke unter mir entgegen. Ich falle 
		und plumpse Opa Kaja vor die Füße. Er steht vor mir im Schnee. Ich 
		schaue zu ihm auf und schüttle mich. „Oh Wana, liebe Enkeltochter, was 
		hast du gemacht? Wo kommst denn du daher? Du bist aus dem Himmel 
		gefallen. Wir Pinguine können doch gar nicht fliegen. Komm erst einmal 
		in meine Flügel." „Ich bin aber ein wenig geflogen, Opa. Fast wie ein 
		richtiger Vogel." „Und ich bin auf dem Eis geflogen, Opa" kam Yokim 
		stolz die Eisbahn herabgebraust und sprang Opa Kaja um den Hals. Langsam 
		rutschen und watscheln nun auch Mama und Papa vorsichtig den Eisberg 
		hinab.
 Wie es weiter geht, ist hier zu lesen:   
		Ich, 
		Wana das Pinguinmädchen.pdf     | 
	
		|  | Tanz Roter Punkt Tanz“ – Udo 
		Bergmanns liest aus seinem Roman über heisse Tage und Nächte 1969 in 
		Hannovervon Raimund Dehmlow
 Am 16. April 2019 liest Udo Bergmann im Historischen Museum 
		(Pferdestr. 6, ab 18 Uhr 30) aus seinem 2018 erschienenen Roman „Tanz 
		Roter Punkt Tanz“. Er reflektiert, wie 1969 Tausende aus Protest gegen 
		die Fahrpreiserhöhungen die Plätze Hannovers, Gleise und Haltestellen 
		besetzten und einen Mitnahmeverkehr organisierten. Raimund Dehmlow 
		sprach mit dem Autor über sein Werk. Raimund Dehmlow: „Tanz Roter Punkt Tanz“, Ende 
		letzten Jahres erschienen, ist Dein zweites autobiografisches Werk nach 
		dem 2013 erschienenen „Lippsch Rosen-Kind. Eine Kindheit im Blomberg der 
		Nachkriegszeit“.Udo Bergmann: „Tanz Roter Punkt 
		Tanz“ ist kein autobiografisches Werk, sondern eine Hommage an die 
		Bürger der hannoverschen Stadtgesellschaft, ihre Erfahrungen und 
		Erkenntnisgewinne in den Auseinandersetzungen um die frechen 
		Fahrpreiserhöhungen der Üstra 1969, gewonnen auch im Zusammenschluss 
		gegen eine unverständige Politik und Verwaltung, die mit brachialer 
		Polizeigewalt der Üstra zur Seite sprang. Außer, dass ich auch auf den 
		Gleisen rumgesprungen bin, habe ich keine persönlichen Verdienste 
		erworben. Allerdings habe ich im Schnellverfahren gelernt, Fragen zu 
		stellen und zu entscheiden, wo ich hingehören will.
 Raimund 
		Dehmlow: Du bist früh aktiv geworden. In Deiner Zeit als Koch 
		hast Du eine Demonstration der Lehrlinge Deiner Zunft gegen Ausbeutung 
		und Unterdrückung organisiert. Was war eigentlich Dein persönlicher 
		Antrieb?
 Udo Bergmann: Ich habe in der Nähe von 
		Detmold in einem kleinen, höchst anerkanntem Hotel mit dem Ruf einer 
		exzellenten Küche den Kochberuf erlernt. Drei Jahre Vorhölle, für einige 
		Mitstreiter die Hölle. Jugendarbeitschutzgesetze überflüssig wie ein 
		Kropf. Zehnstundentag normal. Ein freier Tag die Woche. Bei Kost und 
		Logis 15 DM pro Monat im 1. Jahr, 25 DM im 2. und 45 DM im 3. Lehrjahr. 
		Geschrei, Beschimpfungen bis hin zur körperlichen Gewalt. Ich trug einen 
		riesigen Sack an Zorn und Wut in mir herum. Extrem die gegenteiligen 
		Erfahrungen in Hannover, wo ich meine erste Arbeitsstelle in den alten 
		Maschsee-Gaststätten antrat. Laut zwar der Betrieb, aber freundlich. 
		Konsequente Einhaltung der Jugend- und Arbeitsschutzgesetze etc. und 
		Eintritt in die Gewerkschaft am ersten Tag („… oder du kannst hier nicht 
		arbeiten“). Urlaubsfeeling, fast wie im Himmel! Und Teilnahme an 
		gewerkschaftlicher Bildung in abendlichen Lehrgängen. Irgendwann nahmen 
		mich Lehrlinge zu ihren Treffen in Kneipen mit. Ich hörte Geschichten, 
		wie aus meiner Lehre. Das musste geändert werden! Deshalb: Am Anfang war 
		die Demo auf dem Opernplatz!
 Raimund Dehmlow: Du 
		schilderst die Politisierung des Protagonisten mit Namen Eduard Baumann, 
		wie tief ihn der Mord an Benno Ohnesorg bewegt hat, aber auch die 
		Konflikte mit den reaktionären Vorstellungen im Elternhaus, seinem 
		Einstieg in die hannoversche Szene mit dem Milli Vanilli, dem Plümecke, 
		das Attentat auf Rudi Dutschke, die ersten Anti-Springer-Aktionen, die 
		Positionierung gegen den Vietnam-Krieg. Das kommt einem alles völlig 
		folgerichtig vor. War es das wirklich? Lag alles sozusagen in der Luft?
 Udo Bergmann: Mein Roman basiert auf recherchierter 
		Faktenlage, Gesprächen mit Freunden und Kollegen, auch in der 
		Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, eigenen Erlebnissen und 
		Eindrücken. Diese sind dann auch in mein Buch eingeflossen.
 Raimund Dehmlow: Du selbst bist irgendwann SPD-Mitglied 
		geworden, hast Dich dann aber von der Partei abgewandt. Was waren Deine 
		Beweggründe?
 Udo Bergmann: Gute Frage. Das wäre 
		Stoff für ein neues Buch. Nein, im Ernst, ich will mir doch nicht den 
		Tag versauen!
 Raimund Dehmlow: Interessanter Weise 
		spielt Egon Kuhn, der Leiter des Freizeitheims Linden (in „Tanz Roter 
		Punkt Tanz“ heisst er Heinz), eine Rolle, der den Konflikt Eduards mit 
		der Partei registriert, aber versucht, ihn bei der Stange zu halten. 
		Überhaupt: Das Freiheitheim Linden taucht im Roman mehrfach auf.
 Udo Bergmann: Sie sind Player in den Tagen des Roten 
		Punktes. Deswegen findet man sie auch in meinem Buch. Wir haben uns 
		übrigens seinerzeit auch im „Apollo“ und „Beim Spanier“ getroffen.
 Raimund Dehmlow: Du warst in der Zeit der 
		Roten-Punkt-Aktion aktiver Gewerkschafter und reflektierst im Roman die 
		politischen Auseinandersetzungen beim DGB, dem die ganze Sache nicht 
		geheuer war.
 Udo Bergmann: Die hohen Einsichten, die 
		Position des DGB zu reflektieren, bekam ich, nachdem ich Anfang 70er 
		Jahre beim DGB-Landesbezirk als Sekretär in der Abteilung Jugend Maß 
		nehmen konnte. Die Spiele des DGB-Kreises kamen mir bei der Recherche 
		näher. Sie hatten sich mir zuvor nicht erschlossen.
 Raimund 
		Dehmlow: Auch rote Fahnen wurden bei der Rote-Punkt-Aktion zum 
		Problem?
 Udo Bergmann: Für SPDler sind rote Fahnen 
		immer ein Problem gewesen, insbesondere, wenn sie am 1. Mai auftauchten. 
		Am Opernplatz rissen sie seinerzeit zusammen mit den Leute von der DKP 
		die roten Fahnen herunter.
 Raimund Dehmlow: Der 
		Titel des Buches „Tanz Roter Punkt Tanz“ hat einen realen Hintergrund: 
		In den Zeiten der Rote-Punkt-Aktion wollte eine Kindertheater-Gruppe die 
		Polizei unter dem Motto „Knüppel aus dem Sack“ und „Tanz unter 
		Tränengas“ als Ballett tanzen lassen?
 Udo Bergmann: 
		Die Idee der Kindertheater-Gruppe entsprang der Magie des Augenblickes 
		beim Abzug der Polizei entlang an zu „Sieg Heil“-Rufen erhobenen 
		Demonstrantenarmen.
 Raimund Dehmlow: Damals endete 
		die Rote-Punkt-Aktion mit einem bedeutenden Erfolg. „Üstra, Üstra, 
		Ungeheuer, ersten scheisse, zweitens teuer“ musste sich beugen, ein 
		Einheitstarif – Fünfzig Pfennig auf allen Strecken des Großraums – wurde 
		eingeführt (Du wirst wissen, wie die Tarifsituation heute aussieht?). 
		Was waren Deiner Meinung nach die Gründe für diesen Erfolg?
 Udo Bergmann: Du wirst mir erlauben, die Antwort auf diese 
		Frage unter Verweis auf mein Buch diesem zu überlassen.
 Raimund Dehmlow: Danke für das Gespräch und weiterhin viel 
		Erfolg.
 Udo Bermann: Tanz, roter Punkt, tanzDähre: Schöneworth Verlag 
		2018
 ISBN 3-945081-21-1; 978-3-945081-21-1
 Quelle:
		
		https://hallolindenlimmer.de/lesung-roman-tanz-roter-punkt-tanz/       
		7. April 2019 
		                                                                                 
		Quelle: Lippische Landeszeitung, Herbst 2019     | 
	
		| Bilder von Udo Bergmann |  | 
	
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		|  | Titel:
		
		G. Floyd 100 x 70 cm aus 2021 | 
	
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		|  | Titel:
		
		Neapel 80 x 40 cm aus 2020 | 
	
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 Dokumentation von 1973:
 "Interne Konsequenzen ziehen- Zur Auseinandersetzung der 
		Gewerkschaftsfühung mit der Mitgliedschaft am Beispiel
		Niedersachsen im Fall Heine/Bergmann."
 
		Am 28. März wurde 
		den Kollegen Heine und Bergmann vom Geschäftsführenden Vorstand des 
		DGB-Landesbezirks Niedersachsen die Beurlaubung mit sofortiger Wirkung 
		und der Entzug aller gewerkschaftlicher Funktionen mitgeteilt. Was unter den "internen Konsequenzen" zu 
		verstehen ist, die Eugen Loderer ankündigte, als die Belegschaften mit 
		überwältigender Mehrheit eine Politik ablehnten, die ihnen handfeste 
		Reallohnverluste einbrachte und sie zugleich aus den 
		Tarifauseinandersetzungen auszuschalten versuchte, ist inzwischen 
		deutlich geworden: ein massiver Versuch, mit all denen in den 
		Gewerkschaften aufzuräumen, die sich zum Sprecher der wachsenden 
		Unzufriedenheit in den Betrieben machen. Auch in Niedersachsen stehen die größten 
		Einzelgewerkschaften (lG-Metall, IG-Chemie, ÖTV) vor immer größeren 
		Schwierigkeiten mit den Belegschaften: ln der lG-Metall wurden mit 
		bisher nicht bekanntem Nachdruck vor und während der letzten Tarifrunde 
		Forderungen laut, die nicht in die Vorstandskonzeption passten; als 
		Beispiel sei nur VW Hannover genannt, wo trotz Intervention von IGM 
		Loderer persönlich nicht verhindert werden konnte, dass die 
		Vertrauensleute erstmals die Forderung nach einem einheitlichen 
		Festbetrag aufstellen; auf der letzten Vertreterversammlung der 
		Ortsverwaltung Hannover machte sich starker Unmut über den Verlauf der 
		Tarifrunde Luft. In der IG Chemie zwangen die Belegschaften der 
		Schleifmittelindustrie dem Bezirksvorstand einen mehrwöchigen Streik 
		auf. Der Abschluss in der Papierindustrie konnte nur gegen starken 
		Widerstand einiger Belegschaften durchgesetzt werden. Vor allem aber die Ereignisse, die die 
		ÖTV-Tarifrunde in Hannover begleiteten, wurden für die Bezirksvorstände 
		zum Lehrstück dafür, wohin eine von der Basis kommende Bewegung treibt, 
		die der Kontrolle der Vorstände entglitten ist: vor Beginn der Tarifrunde wurden in Hannover 
		Betriebs- und Mitgliederversammlungen (vor allem im Arbeiterbereich) 
		durchgeführt, in denen sich die Forderung nach einem einheitlichen 
		Festbetrag von 150 DM durchsetzte. Die Forderung der Tarifkommission von 
		6 % und 70 DM wurde nach langen Debatten nur als Mindestforderung 
		akzeptiert. Ohne Nachhilfe von oben fanden Warnstreiks statt, die sich 
		auch noch dem überraschenden Abschluss in Arbeitsniederlegungen 
		fortsetzten, in denen die aufgebrochen Kollegen feststellten:- 
		dieser Abschluss ist ein "Minusabschluss";
 - er konnte nur zustande 
		kommen, weil die Gewerkschaftsführung nichts getan hat,
 um die 
		Kampfkraft der Kollegen in diese Auseinandersetzungen einzubringen;
 - 
		die Bezirksleitung wurde aufgefordert, "Rechenschaft abzulegen".
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		| Hier kann die vollständige Dokumentation in der 2. 
		erweiterten Auflage von Juni 1973 heruntergelanden werden PDF
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